Wie bei so vielen Fahrradteilen hast Du auch im Bereich der Fahrradsättel eine enorm große Auswahl. Unterschiede findet man in der Sattelbreite, -Form, im Gewicht (Material) und in der Polsterung. Um zwei Gegensätze aufzuzeigen:
Merke: Je sportlicher und länger Deine Touren sind, umso straffer sollte die Polsterung ausfallen! Das klingt erstmal irreführend, ist aber eine Tatsache, dass auf Langstrecken ein dickes, weiches Polster zu mehr Reibung und Schmerzen führt.
Auch wenn Du in den Beschreibungen oft die Bezeichnung Rennrad Sattel und MTB Sattel findest, muss man klar feststellen, einen wirklichen Unterschied zwischen beiden gibt es nicht. Sie sind entweder mehr oder weniger für sportliche Sitzpositionen ausgelegt.
Einzig und allein zählt als wichtigstes Argument, dass der Sattel zu Deiner Anatomie passen muss.
Auch für die Ladys sei der Hinweis wichtig an der Stelle, dass es NICHT zwingend ein spezieller Damen Fahrradsattel sein muss, der perfekt zu Dir passt. Oft greifen Frauen zu einem Unisex-Modell, was somit automatisch die Frage klärt, ob es schlecht sei, als Frau einen Fahrradsattel für Männer zu wählen. Nein, es hängt tatsächlich ganz allein davon ab, womit Du Dich wohlfühlst.
Leider gibt es keine optimale Möglichkeit, den richtigen Sattel zuhause ganz genau zu ermitteln. Der richtige Fahrradsattel wird in der Regel nur durch Testen gefunden. Es gibt Methoden mit Hilfe von Wellpappe oder Schaumstoff den Abstand der Sitzknochen zu messen, aber auch dann ist nicht jeder in Frage kommende Sattel (lt. Daten) für eine gewisse Breite der Optimale.
Zur Breite: Unsere Erfahrung zeigt, dass die meisten sportlichen Radfahrer sehr gut mit mittleren Sattelbreiten zurechtkommen. Desweiteren ist unser Tipp: Wer sehr beweglich ist, also eine hohe Hüftrotation aufweist, sollte von vorne herein einen Fahrradsattel mit Schlitz auf der Sitzfläche (Aussparung) wählen, um den Dammbereich zu entlasten. Denn wer in der Sitzposition weit nach vorn geneigt auf dem Rad sitzt, hat einen stärkere Belastung auf dem Dammbereich als ein aufrecht-sitztender Fahrer, der mehr Belastung auf den Sitzknochen hat. So kannst Du Beschwerden wie Kribbeln und Taubheitsgefühle im Schambereich vorbeugen. Nicht wenige Radfahrer beklagen sich auf der Suche nach dem richtigen Sattel darüber. Die inzwischen doch sehr oft vertretene Sattel-Aussparung im Dammbereich kann den unangenehmen Druck im Schambreich (Damm) verringern oder gar wegnehmen. Wenn man hier also empfindlich ist und Schmerzen nach der Fahrradtour feststellt, sollt ein Sattel mit Aussparung zur Entlastung des Dammbereichs beitragen und bringt oft somit die gewünschte Besserung.
Wie weißt Du nun, wie Deine Hüftrotation ausfällt?
Ganz einfach: Gerade hinstellen und nach vorne beugen. Wenn die Fingerspitzen den Boden berühren, ist die Hüftrotation groß. Das ist zwar grob vereinfacht, passt aber auffällig oft. Eine gute Alternative für Mountainbiker sind Sättel, die vorn und hinten höher als in der Mitte sind. Das beste Beispiel dafür ist der WTB Volt.
Einstellung - Sache von Millimetern
Hast Du die richtige Breite und Form gefunden, kommt das Thema Fahrradsattel einstellen ins Spiel, denn hier entscheiden Millimeter über die Aussage „oh, was ein bequemer Fahrradsattel“ zu „ui, hier sitze ich aber unbequem“. Die Grundeinstellung sollte mit der Wasserwaage durchgeführt werden, so dass der Sattel parallel zum Boden steht. Jetzt eine Sitzprobe machen und fühlen, ob es sich angenehm sitzt. Ein wenig in der Neigung der Sattelnase (das vordere Sattelende) verändert oder Millimeter-Schritte nach vorn oder hinten versetzt, schon kann sich Dein kompletter Tritt und Dein Wohlfühlfaktor auf dem Rad verändern. Die Position und Klemmung ist je Fahrradtyp (MTB oder Rennrad) unterschiedlich, nicht aber der Satteltyp an sich.
Sehr sportliche Fahrer, die Radsport schon sehr lange betreiben und ambitioniert bei der Sache sind, wählen üblicherweise einen Sattel mit Carbonschale. Die Carbonschale hat den Vorteil, dass sie formstabil ist. Nylonsättel „sacken“ irgendwann durch, was den Sitzkomfort vermindert. Carbonschalen halten ihre Form und wirken, wenn sie sauber konstruiert sind, wie Blattfedern. Da man das Polster ohnehin in der Hose trägt, ist diese Minimallösung für lange Strecken optimal geeignet. Bei solchen Sättel wird dann ebenso auf das möglichst niedrige Gewicht Wert gelegt und die sportliche Form spricht für sich.
Auf Cityrädern, Trekkingrädern und Freizeiträdern sind meist bequemere, etwas dicker gepolsterte Fahrradsättel zu sehen. Auch hier gibt es vom gut-gepolsterten sportlichen Sattel bis hin zum Couch-Modell große Unterschiede und passende Auswahl für jeden Radfahrer.
Wer zum Beispiel Bikepacking oder Radreisen bevorzugt und lange Zeit auf dem Sattel sitzt, braucht ein besonders bequemes Modell, bei dem Gewicht und Carbon nicht die erste Rolle spielen. Wir wissen aus eigener Erfahrung, dass die Modelle der Firma Brooks sehr gut geeignet sind. Besonders das neuere Modell Cambium, das eine Kautschuk-Schale hat. Das Sattelgestell ist sehr weit vorn angebracht, so dass der Sattel fast wie ein Carbonrennsattel flexen kann. Das könnte man, vielleicht ein bisschen übertrieben, den „Hängematteneffekt“ nennen. Die Carved-Edition ist bestens für Personen geeignet, die eine sehr hohe Hüftrotation zustandebringen, also viel Gewicht auf dem Dammbereich haben.